Leistung, Verantwortung und den Wert unseres Zusammenhalts
- Bernhard Höfler
- 18. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Kommentar zu den Plenarsitzungen 16.06/17.06.2025:
In der vergangenen Plenarsitzung durfte ich in drei Debatten Stellung beziehen, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen mögen – und doch verbindet sie eine zentrale Frage: Was ist Leistung? Und wie sichern wir als Gesellschaft das, was unsere Zukunft trägt?
Ich habe über jene Menschen gesprochen, die in prekären Arbeitsverhältnissen dafür sorgen, dass unser Alltag funktioniert: die Paketbot:innen, die Essenszusteller:innen, die Betreuungsdienste leisten. Menschen, die oft ohne ausreichenden Schutz arbeiten – ohne Urlaubsanspruch, ohne 13. oder 14. Monatsgehalt, ohne soziale Absicherung. Das Beispiel Lieferando hat uns gezeigt, wohin das führt: Fast 1.000 Beschäftigte wurden von heute auf morgen in Scheinselbständigkeit gedrängt. Ich habe klar gefordert: Es braucht endlich gesetzliche Regelungen, die solchen Geschäftsmodellen einen Riegel vorschieben.
In der Pensionsdebatte habe ich betont: Wer sein Leben lang arbeitet – auf dem Bau, in der Pflege, in der Produktion – hat sich eine faire, gesicherte Pension verdient. Forderungen nach einem Pensionsantrittsalter von 67 oder gar 70 Jahren verkennen die Realität. Unser Pensionssystem funktioniert. Es wird getragen von Millionen Menschen, die Tag für Tag ihren Beitrag leisten. Wer Panik verbreitet, schwächt unseren sozialen Zusammenhalt.
Und auch bei der Diskussion über das Budget für Landwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft habe ich mich klar positioniert: Die Förderung regionaler Strukturen, die Stärkung der Kreislaufwirtschaft, der Erhalt unserer natürlichen Ressourcen – das alles sind Investitionen in das Fundament unseres Landes. Sie sichern unsere Versorgung, unsere Umwelt und unsere Unabhängigkeit – und sie sind eine Form von Leistung, die wir als Gesellschaft anerkennen und fördern müssen.
Was sich durch all diese Themen zieht, ist die Frage, der wir uns in den nächsten Jahren stellen müssen: Was verstehen wir unter Leistung? Wer trägt unser Land wirklich? Und wie sorgen wir dafür, dass diese Menschen den Respekt, die Anerkennung und die Unterstützung erhalten, die sie verdienen?
Es geht dabei nicht um Neid. Es geht nicht darum, jemanden kleinzumachen oder gegeneinander auszuspielen. Es geht um etwas viel Grundlegenderes: Es geht darum, wie wir als Gesellschaft zusammenleben wollen. Wollen wir ein Miteinander, das auf Respekt, auf Fairness, auf dem ehrlichen Beitrag jeder und jedes Einzelnen beruht? Oder wollen wir weiter zusehen, wie die Schere zwischen jenen, die täglich leisten, und jenen, die nur profitieren, immer weiter auseinandergeht? Wollen wir zulassen, dass wir damit unser soziales Miteinander, unseren Zusammenhalt, unser Fundament als Gesellschaft langfristig an die Wand fahren?
Ich bin überzeugt: Wir brauchen eine neue Ehrlichkeit in dieser Debatte. Wir brauchen eine klare Entscheidung für Zusammenhalt statt Spaltung. Für Fairness statt Ausbeutung. Für ein respektvolles Miteinander, das die Leistung der Vielen sichtbar macht und würdigt – und das Verantwortung dort einfordert, wo sie bislang verweigert wird.
Das ist der Weg, den wir gehen müssen – wenn wir wollen, dass unser Land auch in Zukunft stark, gerecht und lebenswert bleibt.
Dafür werde ich mich weiter mit aller Kraft einsetzen.
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