Arbeitswelt geht an den Bedürfnissen der Beschäftigten vorbei
Kürzere Wochenarbeitszeiten, mehr Work-Life-Balance sowie eine gesunde und sorgenfreie Pension – die Erwartungen der Österreicher:innen an die Arbeitswelt wurden jüngst bei einer aktuellen Erhebung des Personaldienstleisters Randstad untersucht. „Hackeln bis zum Umfallen – diese Zeiten sind Gott sei Dank in Österreich endgültig vorbei!“, fordert Bernhard Höfler, PRO-GE Sekretär und Arbeiterkammer-Vorstand, ein Umdenken. Für eine Arbeitswelt der Zukunft braucht es aus seiner Sicht unbedingt neue und moderne Lebensarbeitszeitmodelle, eine 6. Urlaubswoche für alle unselbständig Beschäftigten sowie ene generelle Arbeitszeitverkürzung.
„Dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen untersucht werden wie das aktuell Randstad getan hat, ist absolut begrüßenswert, aber auch schlichtweg notwendig. Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Arbeitskräftemangels müssen die Interessen der Beschäftigten endlich mehr in den Fokus rücken!“, so Höfler. Dass kürzere und selbstbestimmte Arbeitszeiten immer wichtiger für die Arbeitnehmer:innen werden, ist für Höfler wenig überraschend: „Der Druck in der Arbeitswelt steigt seit Jahren stetig an, darum werden Erholungsphasen vom stressigen Job immer wichtiger.“ Wir brauchen endlich wirklich moderne Arbeitszeitmodelle! Wenn wir künftige Herausforderungen wie die digitale Transformation bewältigen, die Gesundheit der Arbeitnehmer:innen schützen und eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung innerhalb der Familie fördern wollen, müssen wir kürzere Arbeitszeiten einführen“, so Höfler, der eine Arbeitszeitdebatte auch zeitgleich als Verteilungsdebatte verstanden sehen will: „Arbeitszeit hängt auch mit dem Entgelt zusammen. Würde man die Benya-Formel anwenden und eine faire Verteilung des Wirtschaftswachstums anstreben, müsste das Lohnniveau circa 30 Prozent höher sein.“
Im Rahmen der Ranstad-Untersuchung „Workmonitor 2023“ sprachen sich 42 Prozent der Befragten für kürzere Arbeitszeiten aus. Insgesamt wurden Arbeitende aus 34 Ländern befragt, darunter auch 1.000 Österreicher:innen. „Wir brauchen in Österreich innovative Ideen. Die Beschäftigten müssen endlich selbst- statt fremdbestimmt sein!“, so Höfler. Gerade Tirol mit der aktuell besten Beschäftigungslage in Österreich sei demnach prädestiniert für die Einführung einer Vier-Tage-Woche.
Wirklich moderne Arbeitszeitmodelle ermöglichen für Höfler die 6. Urlaubswoche für alle unselbständig Beschäftigten, eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sowie Lebensarbeitszeitmodelle, die auf die individuelle Situation der Beschäftigten Rücksicht nehmen. „Das Argument der ‚Wohlstands-Erhaltung‘ läuft völlig ins Leere, denn mit der Einführung einer Millionärs- und Erbschaftssteuer könnte man unser Sozialsystem wesentlich besser absichern. Der Faktor Arbeit ist ohnehin viel zu hoch besteuert“, so Höfler, der auf eine Studie der Österreichischen Nationalbank verweist: „Das reichste Prozent in Österreich hält bis zu 50 Prozent allen Hab und Guts im Land. Damit hortet eine kleine Gruppe mehr Vermögen, als 99 Prozent aller Menschen in Österreich gemeinsam besitzen.“ Auch in Hinblick auf das Sozialsystem spricht die Statistik eine klare Sprache: 80% des Sozialstaates werden mit Lohnsteuer und -abgaben sowie Konsumsteuern finanziert, lediglich 6% mittels Körperschaftssteuer bzw. 3% vermögensbezogene Steuern.
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